0.2 Extratextuelle Herkunft

Navarc ist eine Conlang (constructed language), was bedeutet, dass sie künstlich konstruiert wurde. Im Fall von Navarc war die Erfinderin Morgan L. Lynne, welche die Sprache für ihre Buchreihe “Die Chroniken des letzten Reiches” erschuf.

Vor der Conlang

Zunächst enthielt die Buchreihe Worte und Satzteile aus der schottisch-gälische Sprache (SG) an Stellen, wo die (damals noch namenlose) alte Sprache gesprochen wurde. SG wurde für zahlreiche alte Bezeichnungen benutzt, dies bedeutet Biesterklassifikationen und Titel, sowie Ortsnamen und Figurennamen.

Ausgewählte Beispiele:

JETZT (NV) -> FRÜHER (SG)
Calicel -> Deva
Ilcer -> Sylphe
Litegortuos -> Feargach
Zihann'val -> Moran ainmhidh tir
Ranir -> Rìgh

Dies erwies sich vor allem deshalb als problematisch, da Morgan mit Absicht eine für sie (und hoffentlich den Leser) fremde Sprache wählte. Gälisch war ihre Wahl, da sie immer mal wieder interessantes von und in dieser Sprache gehört hatte, doch ließ sich nur ein SG-Wörterbuch auftreiben.

Trotzdem Morgan bilingual aufwuchs und durch die Schulbildung als dritte Sprache Englisch lernte, kratzte sie immer nur daran ein Polyglot zu werden. Somit stellte das SG ihr eine schwere Herausforderung.

Wie es dazu kam das Navarc geboren wurde

“Warum machst du nicht deine eigene Sprache?”

– T.F., Freund & Alpha-Leser

Eine unschuldige Frage mit großer Wirkung.
Natürlich kein Gedanke, den Morgan sich nicht bereits gemacht hatte, doch sie hatte es mehrmals verworfen.

Eine eigene Sprache zu entwerfen, wäre viel Arbeit. Schon in früheren Werken hatte Morgan Pseudosprachen benutzt, also Sprachen, welche an sich nicht wirklich benutzbar wären und Sprache nur simulierten. Sie enthalten einzelne Wörter, die der Autor sich erdacht hat und welche immer für eine bestimmte Bedeutung stehen. Diese Pseudowörter können auch in Sätzen vorkommen, mit mal mehr oder weniger geregelter Rechtschreibung.

Alles, was man dann braucht, ist ein Lexikon, in dem man die Worte nachschlägt oder neue hinzufügt. Dem allgemeinen Leser fällt in der Regel nicht auf, ob es sich um eine echte oder eine vorgetäuschte Pseudosprache handelt.

Diese Idee war Morgan zu herzlos.

Eine Pseudosprache kam diesmal nicht in Frage, deshalb war sie auf SG ausgewichen.

Die Frage aber “Warum machst du nicht deine eigene Sprache?” war ganz harmlos gestellt von einem guten Freund und Leser der Werke, einem Enthusiasten, welcher keine Pseudosprache meinte. Was er meinte war: “Warum baust du keine Conlang?

Und diese Frage hatte Morgen sich selbst bisher kaum zugetraut.

Aus dem Mund ihres Freundes aber klang sie wie eine Aufforderung, eine Herausforderung und nach etwas, das einen Enthusiasten enthusiastischer werden lässt.

Wenige Tage* später meldete Morgan dem Freund zurück:

”Ich habe eine Sprache erfunden!”

– Morgan, 2017
💡 *Es wurde von besagten Freund T.F. angemerkt, dass die Tatsachen hier nicht der Wahrheit entsprechen. Korrektur: “Einen, höchstens zwei Tage später meldete Morgan dem Freund zurück: ‘Ich habe eine Sprache erfunden!’”

Geburt von Navarc und die Ziele der Sprache

Es ist beinahe ebenso schwer zu rekonstruieren, wann Navarc entstand, wie auf welche Art es entstand. Etwa Anfang Juni 2017 entstehen die ersten Regeln und Worte. Navarc basiert zu großen Teilen, jedoch nicht ausschließlich, auf der deutschen Sprache.

Technisch soll es etwa eine Proto-Form dazu bilden, die jedoch durchsetzt ist von Fremdeinflüssen und Neuformen. Dies bedeutet, dass deutsche Worte einen Lautwandel durchgehen und dann neuen Regeln unterworfen werden.

💡 Zu dieser Zeit studierte Morgan an ihrer Universität germanistische Mediävistik und dazugehörig Mittel- und Althochdeutsch, was sich hier zeigt.

Navarc ist jedoch nur halb gedacht als eine “frühere Form” von Deutsch, es soll gleichermaßen distanziert und fremd klingen für deutsche Leser. Das anfängliches Ziel war es, dass Navarc zu Beginn alt und unbegreiflich klingt, jedoch nach wenigen Lektionen und mit etwas Vokabular für einen deutschen Leser annähernd einfach zu verstehen ist. Viele Kerne der Worte klingen also sehr ähnlich zu deutschen Wortwurzeln, doch andere sind aus neuen Wortfamilien oder -verbindungen geschaffen und erscheine vollkommen neu.

Die ersten Worte und Regeln wurden noch in einfachen Tabellen und Textdokumenten angelegt, doch bald reichten diese nicht mehr aus und wurden unübersichtlich. Mit etwas Recherche und dem Auffinden des Begriffs “Conlang” und der Community dahinter, fanden sich bald Tools um effektiver zu arbeiten.

Etwa 2018 zog die Sprache dann in das Tool PolyGlot um, in welchem sie bis heute weiter entwickelt wird. Zusätzlich dazu wurden über die Jahre mehrere Worterfindungshilfen programmiert: Zuerst von Morgan selbst in Python, dann von K.K. in 2019, schließlich erneut von Morgan woraufhin V.W.R. eigenständige Software in Game Maker Studio programmierte. Das GML-Tool ist seit dem in Benutzung.

Morgan L. Lynne