0.1 Intertextuelle Herkunft

Navarc ist die Sprache der Hörner der Ziege, einem östlich gelegenen Teil der Ziclande. Obwohl Navarc und seine Nebenzweige (z.B. Madawat) früher weitläufiger vertreten waren, so handelt es sich bei Navarc heutzutage um eine ausgestorbene oder historische Sprache, da selbst die letzten Zihann’traler sie nicht mehr als Muttersprache sprechen und nur ein Teil der jungen Zihann’valer sie überhaupt je lernt.

Geschichtlicher Abriss

Obwohl nicht bekannt ist, wann genau der Wandel von einer aktiven Muttersprache zu einer Zweitsprache vollzogen wurde, so sind die meisten Gelehrten damit konform, dass dieser Umbruch um die Zeit des Erbstreitkrieges stattgefunden haben muss. Dies bedeutet, dass Navarc seit etwa 750 Jahren nicht mehr der Landessprache entspricht, oder seit dem seine Position langsam verlor.

In der zihann’tralischen Restauration nach dem Erbstreitkrieg wurde Navarc weiterhin als Amtssprache für Recht und Wissenschaft benutzt, sodass der genaue Wandlungszeitpunkt schwer festzustellen ist. Auch heute noch gilt Navarc als eine privilegierte Sprache, die gerne in der höheren Gesellschaft gehört wird, selbst wenn weniger und weniger Menschen sie flüssig sprechen.

Name der Sprache

Das Wort “Navarc” bedeutete eine Vielzahl von Dingen über die Zeit hinweg. Die einfachste Definition ist jedoch “Wie die Leute aus dem hohen Norden das Wort sprechen/lesen” oder kurz: Hoch-Nord-Wort. Aus dieser Bezeichnung lässt sich mutmaßlich eine Verschiebung in der Region erkennen, in welcher diese Sprache gesprochen wurde. Es gibt jedoch auch Weisen, welche die Theorie unterstützen das “hoch” in diesem Fall nicht als lokale oder räumliche Komponente gemeint ist. Ihr Kernindiz dafür ist das Wort “hoch” in Navarc selbst. Nicht zuletzt ist auch das Argument gängig, dass es sich früher um eine Sprache der Bergvölker von Zihann’tra und umliegender Region handle.

Letzteres lässt sich eventuell durch die mehreren Mundarten und Schreibarten der Sprache beschreiben, auf diese gehen wir als nächste ein.

Rekonstruktion alter Sprachformen, Zweige und Sprachgeschichte

Der gesicherte Weg, den die Weisen an der Akademie von ihren Vorgängern übernahmen, führt Navarc bis auf eine ihrer ältesten Formen zurück: îaînardewartc.

îaînardewartc (IC) lässt sich nicht mehr komplett rekonstruieren, doch waren früher noch Schriftstücke zu finden, deren Keilschrift in Stein und groben Tonstücken die Zeit überdauert hatten. IC besaß anders als Navarc heute keine Groß- und Kleinschreibung und auch die Trennung von Beschreibungsworten und Berufen/Titeln wurde noch nicht vollzogen, wodurch die beschreibenden Wörter noch immer ihre -ir-Endung enthielten, statt die heutige -er-Endung.

Wörtlich zusammengesetzt war îaînardewartc vermutlich aus îair oder îairî (hoch), narde (Norden), har (Horn) oder zidhar (Ziegenhorn) und wart (Wort) sowie einem Buchstaben C das den Plural anzeigte. Es ist ungewiss, ob zu dieser Zeit noch von mehreren Sprachen gesprochen wurde oder ob der Plural nur auf die Worte bzw. die Wörter bezogen war, welche eine Sprache ausmachen.

IC wurde mit der Zeit verkürzt auf înarwarc mit kleinen phonetischen Änderungen und einem Lautwandel, woraufhin die Sprache in der Bevölkerung einen scheinbar bewussten Wandel durchlebte. Vermehrt ist nun ein Wechsel vom Buchstaben W auf V in der Bezeichnung zu finden, welche sehr vermutlich mit der Bedeutung beider Buchstaben zusammenhängt. Obwohl unklar ist, ob unsere heutigen Assoziationen ähnlich zu den damaligen sind, so ist die Negativbehaftung des Buchstaben U doch alt genug, es als eine plausible These stehenzulassen. Der Buchstabe W wurde in vielen der umliegenden Bevölkerungsgruppen als doppeltes U gelesen, nicht als ein gedoppeltes V, wie es in anderen Kulturen oft üblich wäre.

Somit lässt sich die Namensänderung von înarwarc zu Inarvarc als eine Aufwertung verstehen, auch wenn wir des Motives dafür für immer unsicher bleiben werden. Interessant ist jedoch, dass die Betonung des Buchstaben I in gleichem Zug verloren ging. Da I nach dem V der bedeutsamste Buchstabe im navarcischen Alphabet ist, könnte dies als ein Ausgleich gedacht gewesen sein. Fragmentarische Quellen belegen, dass es durchaus eine Gegenströmung gab, welche sich in dem kurzlebigen Narwarc zeigte. Dieser Name und der mit ihm eingehende Dialekt ist heutzutage jedoch kaum mehr zu rekonstruieren.

Auch bewusst war die Veränderung von Inarvarc zu ihrer neusten Form Navarc. Über schwindende Sprecher und Schreiber der einzelnen Navarc-Stämme sahen sich die Benutzer der Sprache schließlich gezwungen sich anzugleichen und in ihrem Zusammenschluss wurde aus Inarvarc und Narwarc eine gemeinsame Sprache, welche in den Akademien von Zihann’tral und am Hof gehandhabt werden konnte: Navarc.

Schreibkultur

Die ältesten Formen von Navarc (und seinen Vorformen) ist zweifelsfrei in Keilschriften in Stein und Ton zu finden. Diese Keilschrift hat zunächst ein Alphabet ausschließlich mit Kleinbuchstaben, welche bereits koordinierte Ober- und Unterlängen aufweisen. Während der Keilschrift-Form entwickelte sich eine Punktierung, die Großbuchstaben mit Stichen (genannt Sterne) kennzeichnet. Mehr dazu hier: 1.1 Basis: Alphabet und Bedeutung der Zeichen

Diese Keilschrift übertrug sich in andere Medien und wurde in Tinte später weiterentwickelt. Aus ihr entstanden mit der Zeit die heute gängige Schreibschrift, welche im Segensadel zuweilen benutzt wird und die Amtsschrift, die in Texten mit alt-rechtlichen Themen gerne verwendet wird.